Der Weg zum Traumauto
Als kleiner Junge war ich völlig vernarrt in Dinosaurier. So vernarrt, dass ich ständig in die Bibliothek ging, um mir Videos und Bücher dazu auszuleihen, obwohl ich noch nicht einmal lesen konnte. Dann kam 1993 der Film Jurassic Park in die Kinos. Ich war noch viel zu jung dafür, aber da ich meine Mutter überzeugen konnte, dass mein Leben davon abhinge diesen Film zu schauen, nahm sie mich mit. Ich habe diesen Film geliebt. In den Dokus, die ich bislang sah, gab es nur Bilder von Paläontologen zu sehen, die Saurier ausgebuddelt haben, in den Büchern gab es nur handgezeichnete Illustrationen der Tiere, aber der Film beflügelte meine Fantasie. Mit einem Mal konnte ich mir die Tiere vorstellen, wie sie aussahen, sich bewegten und jagten. Nachdem wir aus dem Film kamen, sagte ich zu meiner Mutter, dass ich auf alle Fälle Paläontologe werde und ich das grün gelbe Auto aus dem Film fahren werde. Nun, die Karriere als Dino-Wissenschaftler blieb nur ein Traum, aber ein Auto wie den Ford Explorer aus dem Film zu fahren, verlor ich nie.Die Reise begann mit der Suche nach dem richtigen Unterbau. Dass es kein Ford Explorer werden würde, war mir von Anfang an klar. Als Autonarr habe ich schon sehr viele Autos besessen und wusste genau, was ich wollte. Diesmal sollte das Auto die Blicke einfangen, wie es mein damaliges Sportcoupe tat aber dazu effizient und alltagstauglich sein, also eine Einautolösung. Für die Blicke würde die Folierung schon sorgen und so blieb mein Fokus schnell bei dem VW Cross Polo hängen. Ein kleiner, Sprit sparender Wagen mit perfekten Abmaßen. Die Bodenfreiheit und die Dachreling waren ideal für mein Hobby und die offroadige Optik würden sehr gut mit der Folierung harmonieren. In den Portalen suchte ich den 110 PS 1.0 TSI Motor, da dieser wenig fehleranfällig war, sehr modern und äußerst effizient. Es musste ein schwarzes Auto sein, denn jede nicht folierte Stelle hätte sonst in die Augen gestochen. Und er durfte nicht älter als 2014 sein, denn ab da an wurde im Facelift das Innere auf Golf-Niveau angehoben, was deutlich wertiger war. Bis ich einen fand, verging über ein Jahr.
Während der Suche hatte ich viel Zeit, mir über das Aussehen des Wagens einen Kopf zu machen. Ich kaufte mir digitale Blaupausen des Cross Polos, legte das Design des Jurassic Park Ford Explorers darüber und stückelte das Ganze zusammen. Auch konnte ich bereits einige Details organisieren. Da waren zwei Nummernschildhalter, die ich mir in Polen hab herstellen lassen, mit personalisiertem Emblem und reflektierender Schrift, die sogar in der Nacht gut zu lesen ist, oder das legendäre Rückspiegel-Tag mit der Wagennummer.
Als der Polo letztlich zu mir fand, konnten diese Details bereits angebracht werden und der Wagen ging sofort zu einem professionellen Folierer nach Flensburg. Ich hatte nur zwei Anforderungen: Ich wusste, es würde nicht einfach werden, aber alles sollte in einer einzigen Schicht aufgebracht werden. Und am Ende gehen die Druckgrafiken in meinen Besitz über, sodass ich sie im Zweifelsfall jederzeit erneuern lassen kann. Der Folierer versicherte mir beides und machte sich an die Arbeit, die Grafiken in einem 3D-Programm soweit anzupassen, dass alles in einer einzigen Folie über jede Rundung genau zueinander findet. Am Ende hielt er sein Versprechen und präsentierte mir meinen Polo in einem perfekten, maßgeschneiderten Jurassic Park-Gewand.
Eine Kleinigkeit passte ich im Nachhinein noch an, denn die Spiegelkappen am Ford Explorer waren schwarz und nicht silber. Das hatte den Vorteil, dass das Augenmerk noch mehr auf die auffällige Farbgebung des Wagen gelenkt wurde. Ironischerweise waren die schwarzen Spiegelkappen so günstig, dass ich mit dem Verkauf der silbernen noch Gewinn machte.
Letztlich gab es noch die Felgen, denn der Jurassic Park Explorer hatte gelbe. Der Cross Polo steht werkseitig auf 17 Zoll Felgen und Niederquerschnittsreifen, eigentlich sehr unpassend für ein Fahrzeug, das geländegängig wirken soll, doch VW's Zielgruppe waren Hipster, keine Offroad-Enthusiasten. Damit hatte ich genau drei Probleme. Ich wollte ein Auto dass offroadig anmutet, wie der Jurassic Park Explorer. Ich wollte eine Felge, die nicht zu auffällig wirkt, wenn ich sie lackieren lasse. Und ich bemerkte, dass die bisherige Rad-/Reifenkombination "durchschlagende" Probleme mit abgesenkten Bordsteinen hatte und über solche musste ich täglich, wenn ich heim fuhr. OK, es geht los. Mir war wichtig, die neuen Felgen nicht eintragen lassen zu müssen und fand heraus, dass auch 15 Zoll zugelassen waren. Dann schaute ich mir alle passenden Felgen bei VW an, denn das Auto sollte den Eindruck machen, als würde man es so auch bei VW kaufen können. Und die Felgen mussten einfach aufgebaut sein, denn mit der anstehenden Lackierung sollten die Blicke nicht nur auf die Felgen gelenkt werden. Die VW Aspen Felgen waren einfach perfekt und schnell und günstig bei Kleinanzeigen zu finden.
Die Felgen habe ich dann zu einem bekannten Pulverbeschichter in Schleswig gegeben, der Menschen mit Behinderungen einen Arbeitsplatz und individuelle Förderung bietet. Da die Bearbeitung eine Weile dauerte, hatte ich Zeit, die passenden Reifen zur neuen Felgengröße zu suchen. Die Größe war in den Papieren vorgegeben und ich wusste, ich bin auf der Suche nach Allwetterreifen, mit solchen war ich seit Jahren problemlos unterwegs. Blieb mir also nur noch Vergleichsberichte zu schauen. Ich landete bei den Goodyear Vector 4Seasons Gen-3. Passenderweise stand Goodrich in weißer Schrift auf den Flanken des Jurassic Park Explorers und so kam mir die Idee, meinen Goodyear Schriftzug ebenfalls weiß zu färben. Mit einem Edding 8050 Reifenmarker klappt das am besten.
Zurück von der Pulverbeschichtung gingen Felgen und Reifen direkt zur Montage in die Werkstatt meines Vertrauens nach Flensburg. Die alte Rad-Reifenkombination war so viel Wert, dass ich im Nachhinein sogar mit einem kleinen Gewinn aus dem Felgenwechsel kam. Klasse, dieses Geld konnte ich gleich in den Innenraum investieren. Eine originale Wanne sollte den Kofferraum vor dem nassen Surfequipment schützen. Meine Sitze mussten vor dreckigen Babyschuhen bewahrt werden. Hier etwas Ansprechendes zu finden erwies sich als schwierig und sah letztlich auch nicht gut aus, war aber nötig. Außerdem brauchte ich ein Hundegitter, denn der Labrador quetschte sich tatsächlich schon einige Male zur Rückbank durch. Das originale von VW kam nicht in Frage, es bleibt hinter den Lehnen stehen, wenn die Bank gekippt wird, unpraktisch. Ein passgenaues Hundegitter, das mit der Rückbank umklappt, habe ich bei Ergotech gefunden.
Zurück zum äußeren Erscheinungsbild. Wie viele wissen, kämpft sich gelbes Licht leichter durch Nebel und Regen, weshalb viele Offroad-Fahrzeuge darauf setzen. Außerdem hat auch der Jurassic Park Explorer gelbes Licht in den Scheinwerfern, jedoch nur als Begrenzungsleuchten. Ich recherchierte und stellte fest, dass heute nur noch die Nebelscheinwerfer gelb leuchten durften. Es war möglich gelbe Birnen einzusetzen, was der Optik des Fahrzeuges im ausgeschalteten Zustand jedoch nicht half, oder gelbe Scheinwerfer zu verwenden, dabei war jedoch wichtig, dass es sich um gelbes Glas handelte und keine Folierung. Fündig wurde ich bei Tula Motoren. Und wenn ich schon neue Nebelscheinwerfer verbaute, will ich auch direkt die stärksten Leuchtmittel darin haben. Ich schaute, welche Möglichkeiten ich hatte, LEDs zu verbauen, jedoch ergab die Recherche, dass es (noch) keine zugelassenen LEDs für EU-Länder gab, sodass ich mich für die leistungsstarken Halogen-Scheinwerferlampen Osram Cool Blue Intense entschied.
Nun noch zu einem mir persönlich sehr wichtigen Part. Die Querträger für die Dachreling sind ein Must-Have, besonders bei einem so kleinen Auto und einem Hobby, bei dem grundsätzlich übergroße Sachen transportiert werden. Von einem anderen Auto wusste ich jedoch, welche Probleme diese Trägersysteme mit sich bringen. Es gibt Systeme mit Plastikblenden, die im Fahrtwind vibrieren oder anfangen zu pfeifen. Wieder andere bremsen das Fahrzeug stark aus oder sehen einfach nur furchtbar aus, weil sie über die Breite des Dachs hinausragen. Nein, ich brauchte eine 80cm breite, aerodynamisch optimierte Fläche von sehr guter Qualität. So landete ich bei der Thule WingBar Edge in schwarz. Nach der kinderleichten und von Thule super durchdachten Installation hatte ich nur mehr ein kleines Problem: VW hat zwar Haifischflossen-Antennen im Sortiment, jedoch haben sie nicht daran gedacht, sie am Polo mit Dachreling zu verbauen. Im Aftermarket fand ich jedoch eine 6cm lange und gut funktionierende Antenne, die sogar gummiert war, sollte doch einmal etwas auf ihr liegen.